Mecki Ossendorf gestorben

Ein bewegter Beweger des „Neuen Geistlichen Lieds“ im Erzbistum Köln ist am 1. August 2014 verstorben

Manche Leute haben seinen “richtigen“ Vornamen Heinz Josef womöglich kaum gekannt – er war für viele einfach „der Mecki“. Dieser „Mecki“ war groß und schwergewichtig an Gestalt, bescheiden und feinfühlig in seinem Verhalten. Bei der musikalischen Gestaltung von Gottesdiensten etwa saß er in der Regel an seinem kleinen E-Piano vor seinem Chor und leitete mit sparsamsten Zeichen das Geschehen.

Sein Beruf, Diplomingenieur bei der Postzentrale in Bonn, hatte ihn nicht zur Musik geführt, dafür aber seine schnell entflammte Begeisterung für das in den sechziger Jahren aufgekommene neue Singen in der Kirche, das dann bald unter dem Titel „Neues Geistliches Leid“ firmierte. Autodidaktisch lernte er das Klavierspiel und vor allem das Arrangieren von Liedern für seine jeweilige Chor- und Bandgruppe. Dabei legte er von Anfang an Wert auf ein breites konzertfähiges und auch publikumswirksames Repertoire, das über das geistliche Lied im engen Sinne hinaus in den Bereich der internationalen Folk- und Popsongs ging.

Gute Technik hilft

Sein technischer Beruf kam ihm und seinen Gruppen jedoch sehr zugute: Er verstand etwas von Mikrophonen, Verstärkern und Lautsprechern und legte Wert auf eine ordentliche „Beschallung“ in Kirchen und Konzertsälen. Entsprechend heißt es in einer früheren Selbstdarstellung des AK SINGLES: „Wir können einiges an Erfahrung anbieten, haben Kontakte zu Musikgeschäften und sind bereit, interessierten Jugendchören bei ihren ganz spezifischen Technik-Problemen zu helfen. Der Fachmann im Arbeitskreis SINGLES für Fragen der Technik ist Heinz-Josef Ossendorf …” So konnte auch der AK SINGLES selber bei seinen Präsentations-Ständen und Veranstaltungen bei Katholikentagen immer auf das erforderliche Equipment bauen, und das in großer Zuverlässigkeit – übrigens eine herausragende Eigenschaften dieses freundlichen Menschen, der immer auf Kooperation großen Wert legte.

Seine Chöre

Vier Musikgruppen hat Mecki Ossendorf gegründet und geleitet. Für sie stellte er – als Gegner von Zettelwirtschaft – dicke Sammelbände mit Chorsätzen und Arrangements zusammen:

> Start schon 1968 mit der Gründung des Jugendchors Swinging prayers in Troisdorf

> Dann der Chor Young hope in Eitorf (seit 30 Jahren unter anderer Leitung auch noch 40 Jahre nach Gründung aktiv)

> Chor und Band Koinonia, Troisdorf (gegründet 1984), eine Gruppe, die die Mitwirkenden nicht nur musikalisch, sondern auch freundschaftlich verbindet

> Jugendchor Akkord, Troisdorf (gegründet 1996)

Akkord und Koinonia agieren zumeist im Doppelpack.

Großes und Kleines

Die Chorgeschichte und -geschichten unter seiner Leitung können einerseits als eine Abfolge immer neuer echter „Highlights“ angesehen werden: Die musikalische Mitgestaltung beim ersten Papstbesuch (von Johannes Paul II) 1980 in Köln auf dem Butzweilerhof; der XX. Weltjugendtag 2005 (mit Benedikt XVI) in Köln; die Diözesanjugendwallfahrt nach Rom zur Übergabe des Weltjugendtagkreuzes an die Jugend von Sydney 2006, dazu die Mitwirkung bei zahlreichen Katholikentagen und Evangelischen Kirchentagen und bei der Aussendung des Altenberger Lichts mit tausenden von Jugendlichen zum 1. Mai jedes Jahres.
Aber es waren keineswegs nur die Großevents, die Mecki Ossendorf und sein Gruppen Koinonia und Akkord reizten: Genau so prägend war die musikalische Gestaltung wirklich ungezählter Gottesdienste an ganz „normalen“ Sonntagen in ganz „normalen“ Pfarrkirchen.

Mecki wird „Ritter“

Mecki Ossendorfs unermüdliches Engagement für das Neue Geistliche Lied ist auch „kirchenoffiziell“ gesehen und gewürdigt worden. Das Presseamt des Erzbistums Köln meldet im Oktober 2003:

Heinz-Josef Ossendorf „Ritter des Silvesterordens“
PEK (031002) – Heinz-Josef Ossendorf aus Troisdorf ist von Papst Johannes Paul II. zum „Ritter des Silvesterordens“ ernannt worden. Die Urkunde überreichte Diözesan-Jugendseelsorger Pfr. Ulrich Hennes am 28. September in Altenberg.
Ossendorf ist seit Jahrzehnten ehrenamtlich in der Jugendpastoral und besonders in der Kirchenmusik aktiv. Er gründete und leitet mehrere überregional bekannte Chöre, unter anderem „Young Hope“ und „Koinonia“, mit denen er auch bei Katholikentagen und anderen Großveranstaltungen mitwirkte. In Altenberg gehört er zu den Begründern der regelmäßigen Veranstaltung „Lieder und Tänze der Völker“. …

Herausforderungen immer wieder angehen

In einem Beitrag auf der Internetseite der Pfarreiengemeinschaft Troisdorf schreibt Mecki etwas zur Geschichte seiner Chöre und Gruppen und verrät dabei viel von seinem Verständnis über das neue Singen in der Kirche, wenn er dort schreibt[1]:

„So sind es jetzt über 40 Jahre, die wir schon mit dem Neuen Geistlichen Lied auf dem Weg sind. Auf einem Weg, der uns an vielen Wochenenden im Jahr in die unterschiedlichsten Gemeinden unseres Bistums bringt, wo wir nicht „auftreten“ wollen, sondern durch unser ehrenamtliches Engagement „wahrhaft liturgischen Dienst“ ausüben. Das macht uns große Freude, und immer wieder haben uns tief bewegende Erlebnisse Kraft gegeben, die nächste Herausforderung mit Begeisterung anzugehen.“

In seinen letzten Lebensjahren hat er ganz persönlich die Herausforderung schwerer Krankheit angehen müssen.Mecki wurde nur 67 Jahre alt. Er hat bewiesen, dass aus einem selber „Bewegten“ ein großer „Beweger“ werden kann. Dafür gebührt ihm bleibend Dank und Anerkennung.

Den „Himmel“, in dem wir ihn als Christen jetzt wähnen dürfen, können wir uns nicht vorstellen. Aber es sei ihm doch zu wünschen, dass er „dort“ jetzt „weiß“, was die so oft vertonte und gesungene Verszeile aus den Psalmen wirklich meint:

Singet dem Herrn ein neues Lied!“

für den AK SINGLES
im BDKJ im Erzbistum Köln

Peter Deckert