NGL-Komponisten-Workshop im eigenen Wohnzimmer

Mit dem Workshop der Reihe „Komponisten stellen sich vor“ am 16.01.2021, hat der AK SINGLES nach „Liedblätter: live!“ im letzten September bereits zum zweiten Mal in Pandemiezeiten bewiesen, dass digitale Chorproben eine wunderbare Möglichkeit bieten, manchen Corona-Frust für eine Weile singend zu vergessen. Im Oktober letzten Jahres hatten die Veranstalter entschieden, anstelle des Workshop-Wochenendes ein Nachmittagsprogramm online anzubieten, nachdem der diesjährige Referent seine Bereitschaft dazu signalisiert hatte.

Mit Kai Lünnemann, so stellte sich heraus, hatte man einen wirklichen Experten für ein solches Format gefunden. Der bühnenerfahrene Allround-Musiker ist seit 2010 „Beauftragter für Popularkirchenmusik“ im Bistum Osnabrück und als solcher mit Referententätigkeiten und der Leitung mehrerer Chöre betraut. Vom AK SINGLES war er eingeladen, einen Einblick in eigene Kompositionen und Arrangements zu geben. So „sendete“ er aus dem heimischen Tonstudio mit stimmlicher Unterstützung von Fabienne Torst, Sopranistin in seinem Chorprojekt „Voices of Worship“.

Unter dem Titel „Seine Herrlichkeit“ reichte das Liedrepertoire über klassische NGL Chorsätze weit hinaus in die Bereiche Gospel, Soul und Lobpreis. Der studierte Jazzpianist vereint in seinen Werken spielerisch eine große Vielfalt an Rhythmik, Harmonie und Stilistik. Die Lieder seiner zweiten (mit Eugen Eckert geschaffenen) Messe „Sing to God“ zeugen davon. Auch die wiederkehrende Kombination deutscher und englischer Sprache ist auffällig. Zwischendurch dringt Lünnemanns Faible für afrikanische Klänge („bei meiner Abifeier habe ich Didgeridoo gespielt…“) hervor.

Die Begeisterung, mit der Lünnemann die Songs präsentierte, hatte auch auf digitalem Weg ansteckende Wirkung. Das souveräne Zusammenspiel von Referent und Co-Referentin und ihre ausdrucksstarken Stimmen regten die 55 Teilnehmenden zum Mitsingen an. Wer in der jeweiligen Stimmlage im eigenen Wohnzimmer einstimmte, bekam eine gute Vorstellung, wie die Songs „in Präsenz“ mehrstimmig klingen könnten.

Zum Ende des Programms verwandelte sich die Videokonferenz in einen virtuellen Konzertraum, in dem sich das Publikum zurücklehnen und noch einige Stücke in sattem Studiosound genießen durfte. Herrschte vorher bei vielen Skepsis, ob eine sechsstündige Veranstaltung dieser Art gelingt, so fielen die Rückmeldungen durchweg positiv aus. Auch, dass die Teilnehmenden bis zum Ende zugeschaltet blieben, spricht dafür, dass diese Alternative zum eigentlichen Workshop, gerne angenommen wurde. Ein toller Vorgeschmack auf die Veranstaltung im nächsten Jahr, bei der mit Lünnemann vom 22.-23.1.2022 dann hoffentlich ganz präsent vierstimmig gesungen werden darf.

Thomas Johannsen, AK SINGLES