Stark nachgefragt und mit großem Erfolg durchgeführt, fand am 13./14.01.24 im bewährten „Haus Venusberg“ in Bonn, der jüngste Workshop „Komponisten stellen sich vor“ statt, veranstaltet vom Arbeitskreis Christliche Popularmusik | AK SINGLES. Thema und Singmeister war Pater Norbert M. Becker von den Herz-Jesu-Missionaren in der „Oase Steinerskirchen“, Gemeinde Hohenwart, Bistum Augsburg.
Die Grundlage des Singens bildete in der Hauptsache Beckers jüngstes, voluminöses Chorbuch „Lieder … aus gutem Grund“ (2022), in dem er rund 150 seiner Kompositionen – etliche auch mit eigenem Text, mit vierstimmigen Sätzen (neben eigenen) von Jochen Wiedemann, Gregor Linßen u. a. – versammelt hat. Das Buch wurde den etwa 70 Teilnehmenden, leihweise oder zu einem Sonderpreis zur Verfügung gestellt; es ist über die Oase Steinerskirchen zu beziehen. Auf einem Büchertisch ergänzte eine stattliche Reihe von Beckers Liededitionen, CDs und Büchern die Präsentationen.
Eröffnet wurde der Workshop von Pamela König mit einem inspirierenden warm up zur Aktivierung von Körper und Singstimme. Bernhard Wilmes leitete zurückhaltend die Gesamtveranstaltung. Thomas Quast berichtete als derzeitiger Geschäftsführer über die Neustrukturierung des inzwischen mehr als 50 Jahre präsenten Arbeitskreises, die sich in dem neuen Namen widerspiegelt: Arbeitskreis Christliche Popularmusik | AK SINGLES im BDKJ im Erzbistum Köln. Der Samstagabend diente der Vorstellung des abendfüllenden Pop-Legendical „Nichts ist größer“ über Tarcisius, den Patron der Ministranten. In der das Wochenende abschließenden Eucharistiefeier – leider nicht in der hauseigenen, atmosphärisch reizvollen Kirche – zeigte Tobias Schwaderlapp, der Jugendseelsorger für das Erzbistum Köln, seine Nähe zu der lebendigen NGL-Szene.
Norbert Becker präsentierte seine Lieder, in denen aufs Ganze gesehen die Texte dominierten, unter liturgischem, katechetischem und auch sehr persönlichem Aspekt.
Er agierte souverän am Keyboard, bei vorzüglich eingerichteter Technik und optimalen akustischen Verhältnissen. Der Liedschöpfer zeigte sich als versierter Chorleiter und seelsorgerischer Praktiker, der pädagogisch geschickt, theologisch offen und ausgesprochen humorvoll in das ausgewählte Material einführte. Die zügig einstudierten Lieder wurden von den Anwesenden mit Begeisterung und auf gutem Niveau mehrstimmig wiedergegeben. Am Rande wurde deutlich, dass dem Kreis auch inklusives Arbeiten nicht fremd ist. Über der Fülle des Singens mit insgesamt etwa 40 (meist selbst getexteten) Liedern war innerhalb der Arbeitseinheiten ein Bedürfnis nach verbalem Austausch nicht spürbar. Pater Becker gab auch persönliche Empfehlungen für die pastorale Praxis preis, zum Beispiel: Nicht mit dem Pfarrer über Liturgie diskutieren – Nicht so kirchlich singen – Auch ein spontan gesungenes Tauflied wie „Lasst uns froh und munter sein … heut‘ ist Philipps Taufe da“ ist ernst zu nehmen.
Der Musiker Norbert Becker – in seiner Präsenz als Interpret wie auch im künstlerischen Schaffen – bewegt sich mit leichter Hand im leichten Genre. Seine Lieder sind in der Regel gemeindetauglich angelegt, zuweilen rhythmisch anspruchsvoll, überwiegend kantabel, mit viel positivem Schwung. Beckers Texte, sprachgewandt und ansprechend, verlieren sich selten in der bösen Welt, strahlen Zuversicht und Gottvertrauen aus. Im Vorwort zu dem Chorbuch hat Becker sein Anliegen zusammengefasst: „Mit gesungenem Glauben unser Leben zu bereichern ist mir ein Herzensanliegen.“
Ein paar markante Beispiele seien herausgegriffen. Als Eingangslied für eine Messfeier hat Becker einen Text von Susanne Brandt Hier sind wir, Gott, und Ruhe kehrt nun ein vertont. Die für das Kolping-Werk Augsburg komponierte Messe Für Menschen wie dich – mit dem Lied Unser Suchen und Fragen – hat er 2023 mit einem Projektchor in Rom in der Lateran-Basilika St. Johannes aufgeführt. Aus seinem unmittelbaren Todeserlebnis eines nahen Verwandten entstand Nie mehr deinem Blick begegnen. Zu dem Kanon Herr, ich bin nicht würdig … aus der Messe berufen & gesandt für das Erzbistum Bamberg ergänzte Becker, dass die implizite Irritation in diesem liturgischen Vers (siehe Mt 8 / Lk 7) bereits von Paulus geklärt worden sei; und zwar in dessen Rechtfertigungstheologie, etwa bei 1 Kor 6,11 (freundlicher Hinweis von Thomas Johannsen).
Der erprobten Workshop-Reihe des neu konstituierten Arbeitskreises, die zweifellos einem breiteren Bedürfnis entspricht, kann man weiterhin Glück und Erfolg nicht nur wünschen, sondern auch prophezeien. Der Wechsel der Protagonist:innen verspricht immer wieder neue Akzente. Für den nächsten Wochenend-Workshop am 18./19.01.2025 im Katholisch-Sozialen Institut in Siegburg ist Kai Lünnemann aus dem Bistum Osnabrück angekündigt.
Norbert Jers